Ein Volk erhebt sich, um seine eigenen Landsleute und noch mehr Menschen zu erreichen

Autor: Esther Hippel

Alle Artikel zu 60 Jahre OM

Wo liegt Moldawien? Viele Europäer wissen nichts über dieses kleine, ehemals sowjetische Land am Rande der EU – ein Land, in dem viele unter Armut, Hunger und Entbehrungen leiden und an der Kälte in ihren Häusern sterben. Moldawien ist durch Korruption und politische Instabilität gelähmt. Eltern sind gezwungen, ihre Kinder und alten Angehörigen zurückzulassen und im Ausland Arbeit zu finden. Es ist ein Land, das durch Alkoholismus, Menschenhandel und Selbstmord furchtbar gefährdet ist.

Aber es ist auch ein Land, in dem OM auf erstaunliche Weise Gott erlebt hat. Es begann mit einem jungen britischen Ehepaar, das 1998 ins Land kam – während der nächsten zehn bis 15 Jahre entwickelten sich die Einsätze zu einer Vielzahl von Hilfs- und Entwicklungsprojekten, zu mehreren Missionstrainingsprogrammen, zu Geschäfts-, Literatur-, Gemeindegründungs-, Kunst und Sport-Diensten. 2010 war die Verantwortung der meisten Missionsdienste schon in die Hände von Moldawiern übergegangen und 2015 wurde ein Einheimischer zum Direktor ernannt.

Gottes Liebe erreicht die Vergessenen

Gemeinden, die das OM-Programm für die alten Menschen betreiben, helfen zum Beispiel der alten Frau, die sich kein Brot leisten kann, die eine Rente von 50 Euro erhält, aber 80 Euro für ihre Medikamente benötigt. Sie helfen dem alten Mann, der sein Haus verloren hat, weil sein alkoholkranker Sohn es als Sicherheit für ein Darlehen, das er nicht zurückzahlen konnte, gebraucht hatte. Sie helfen vielen anderen armen, hilflosen und ganz und gar einsamen alten Menschen.

Die meisten dieser Menschen glauben an einen Gott, der nicht ansprechbar ist und der kein Interesse an ihnen hat und dessen Gunst man sich erwerben muss. Wenn sie einen Priester haben wollen, der für sie betet, müssen sie ihn bezahlen. Sie haben nie etwas vom Evangelium gehört, nie eine Bibel in der Hand gehabt. Viele sind bettlägerig und Gott muss also ihre alten, schadhaften, übel riechenden Häuser betreten und an ihrem Bett stehen. Und das tut er auch ... Durch seine Kinder, die Essen, ärztliche Hilfe aber auch sein Wort bringen.

Viele wenden sich diesem Gott zu, der sie nicht vergessen hat – Menschen wie Pavel*, der zugibt, dass er Selbstmord begehen wollte, aber er durch das OM-Projekt anfing, sich für Gott zu interessieren. Er war der Erste von mehreren alten Menschen in seinem Dorf, die zum Glauben kamen und sich taufen ließen.

Das OM-Projekt versucht, die Menschen mit Behinderungen zu erreichen – von der Gesellschaft ganz und gar übersehen, versteckt von ihren Familien und für wertlos gehalten – oder die zahllosen Kinder, die bei alkoholkranken Eltern leben und schwere Vernachlässigung und Missbrauch erleiden sowie durch Ausbeutung gefährdet sind.

OM hilft Hunderten örtlichen Kirchen dabei, ihre Gemeinden zu verändern – durch Fürsorge für die, die von den andern vergessen sind, und zum Beispiel damit, durch berufliches Training eine Verbesserung zu bewirken. Christen, die ein kleines Unternehmen gestartet haben, konnten bereits anderen in ihrer Gemeinde Arbeitsplätze anbieten oder ihre Kenntnisse  weitergeben. Wie zum Beispiel Andrei*, der innerhalb von zwei Jahren eine Imkerei mit 120 Bienenstöcken aufgebaut und dann Ausrüstung und Bienen an drei andere Männer  weitergegeben hat, die er auch weiter ausbildet. Einer von ihnen ist durch Andreis Freundschaft, Beispiel und Investition bereits zum Glauben gekommen.

Die Gemeinden vervielfachen sich und verändern die ganze Nation

Die Partnerschaft mit örtlichen Gemeinden und die Ausbildung einheimischer Christen ist schon immer das Zentrum der OM-Arbeit. Kirchen, die daran gewöhnt waren, Hilfe aus dem Ausland zu bekommen, bringen jetzt Hoffnung und Hilfe in ihre Gemeinden. OM ermutigt sie dazu, ihren Blick jenseits ihrer eigenen Gemeinden auf unerreichte Gebiete und darüber hinaus zu richten.

In mehreren Gegenden Moldawiens gibt es nicht einen einzigen Gläubigen im Umkreis von 100 Kilometern. Eines von diesen Gebieten wird jedes Jahr von den ‚OM River Adventure Teams‘ (OM-Flussabenteuer-Teams) besucht. Jeden Sommer warten die Menschen gespannt auf die Teams, die örtlichen Behörden unterstützen dies. Die Kinder lernen die Lieder und die Botschaften, die sie hören, auswendig. Die Alten hungern danach, über Gott zu reden und in der Bibel zu lesen.

OM arbeitet mit Gemeinden zusammen, die eine Sicht dafür haben, Gemeinden in unerreichten Gegenden zu gründen. Solche Initiativen zu unterstützen ist der Hauptzweck der kleinen ‚OM Local Ministry Teams‘ (örtlichen Einsatzteams). Teams, die in einer Gemeinde zusammen mit den Gemeindegründern leben, bis die neuen Gemeinden ohne Hilfe bestehen und selbst hinausgehen und weitere Gemeinden gründen können.

Die Moldawier haben – wie Gott – ein Herz für die Welt

Eine zentrale Säule von OM in Moldawien, die alle anderen Arbeitsbereiche beeinflusst, ist die Schulung von moldawischen Christen durch den ‚CiM-Kurs‘ – Challenge into Missions (Herausforderung, in die Mission zu gehen). Hunderte von Moldawiern haben diesen Kurs durchlaufen und sind in ihre Gemeinden mit neuer Vision, neuen Fähigkeiten und neuem Eifer zurückgekehrt. Manche haben neue Gemeinden gegründet. Viele haben sich OM angeschlossen, um ihr eigenes Volk und die Welt zu erreichen.

„Wer will zu ihnen gehen?“ Catea* spürte, dass Gott sie ansprach, als sie während des CiM-Kurses von den Unerreichten auf der Welt hörte. „Ich will gehen“, war ihre Antwort. Vor Kurzem schloss sie sich OM an, um weitere Leitung und Vorbereitung zu erhalten. Catea hatte zehn Jahre in Italien gearbeitet und hätte einfach dort bleiben können. Stattdessen schloss sie sich denen an, die die Leidenschaft und Vision moldawischer Jesus-Nachfolger greifbar gemacht haben und die, anders als viele ihrer Mitbürger, ihr Land nicht aufgeben oder einen bequemeren Weg suchen wollen. Stattdessen sind sie entschlossen mit leidenschaftlichem Zeugnis für Jesus Hoffnung und Veränderung in ihre eigenen Gemeinden, ihr eigenes Volk und an die Enden der Erde zu bringen.

Esther Hippel wuchs in Österreich auf und arbeitet seit 2006 bei OM Moldawien. Nachdem sie mehrere Jahre in moldawischen Dörfern gelebt und mit Kindern gearbeitet hat, ist sie jetzt verantwortlich für die Kommunikationsabteilung von OM Moldawien. Ihre Leidenschaft ist es unter anderem mitzuhelfen, dass Menschen im Glauben wachsen sowie Schönheit und Gottes Fingerabdrücke in gewöhnlichen Dingen sehen.

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